3sat
37°: Wie wir lieben wollen
Info, Gesellschaft + Soziales • 13.05.2025 • 00:05 - 00:35
Svenja (r.) und Johannes (l.) leben in einer offenen Beziehung. Beinahe wäre ihre Liebe gescheitert.
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Paula (l.) und Angelo (r.) sind ein Paar, Paula ist neben dieser Beziehung aber mit einem weiteren Mann zusammen, den sie liebt.
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Svenja datet neben ihrem Mann auch noch andere Menschen – alleine oder zu zweit mit ihrem Ehemann. Als Frau bekommt sie viel Gegenwind dafür, dass sie ihre Sexualität selbstbestimmt lebt.
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Svenja (2.v.l.) und Johannes (l.) bei einem Date mit einem anderen Paar – einzeln haben sie jeweils schon was mit ihren Dates gehabt. Der Film begleitet sie bei ihrem ersten Treffen zu viert.
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Originaltitel
Wie wir lieben wollen
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2023
Info, Gesellschaft + Soziales
Beziehungsformen jenseits der Monogamie sind noch immer ein Tabu. Trotzdem wollen viele Menschen offenbar nicht mehr monogam leben. "37°" begleitet eine offene und eine polyamore Beziehung. Der Film zeigt, wie die Menschen in den unterschiedlichen Paarkonstellationen mit der Liebe umgehen. Es wird deutlich, dass es keine pauschalen Antworten, kein richtig und kein falsch gibt. Was bleibt, ist die Frage: Wie wollen wir eigentlich lieben? Für den Film hat Maximilian Damm eine offene und eine polyamore Beziehung über einen längeren Zeitraum begleitet. Die Protagonist*innen haben das Filmteam sehr nah in ihr Leben gelassen - und sich auch den unangenehmen Fragen zum Thema Liebe offen gestellt. Svenja (38) ist Mutter eines dreijährigen Sohnes und seit vier Jahren verheiratet mit Johannes. Die Beziehung ist sehr verbindlich - nur der Sex ist es nicht. Die beiden führen seit einigen Jahren eine offene Beziehung: Sex mit anderen ist erlaubt. Allein oder zu zweit. Der Film begleitet die beiden Hamburger zu einem Date mit einem anderen Paar. Wie das ausgeht, ist ungewiss: "Es kann durchaus sein, dass wir Sex haben, aber bestimmt nicht vor laufender Kamera", schmunzelt Svenja kurz vor dem Date. Die 38-Jährige und ihr Mann haben sich dieses gegenseitige Vertrauen erarbeitet, wie sie sagen. Heute gäbe es nichts, was sie sich nicht sagen könnten. Doch das war nicht immer so: Ihre Beziehung wäre in der Vergangenheit fast gescheitert, weil Johannes sich zu anderen Frauen hingezogen fühlte - und Svenja mehrfach betrogen hat. Nur durch gnadenlose Offenheit und Ehrlichkeit sich selbst und dem Partner gegenüber konnten die beiden ihre Beziehung retten. Auch Paula hat schon die Erfahrung gemacht, sich für ihre Beziehungsform erklären zu müssen. Die 34-Jährige lebt in einer polyamoren Beziehung mit zwei Männern, die sie beide liebt. Diese Erfahrung machte sie schon als Kind. Damals fragte sie ihre Mutter, ob das "normal" sei, wenn man in zwei Menschen gleichzeitig verliebt ist. Paula ist seit acht Jahren mit Angelo verheiratet, die beiden haben eine siebenjährige Tochter. Vor sechs Jahren verliebte sie sich dann in Christoph. Heute ist er gleichberechtigtes Familienmitglied und für Tochter Fiona selbstverständlich auch "Papa" - so wie ihr "richtiger" Vater. Doch an diesem Punkt anzukommen, war nicht immer einfach für die drei. Um sich in ihren Rollen zurechtzufinden, mussten sie Ängste und Unsicherheiten überwinden und sich den eigenen Gefühlen stellen. Paulas Eltern akzeptierten ihre Dreier-Beziehung ohne Vorbehalte - bei den Eltern ihrer Männer war das anders: Die haben größere Probleme mit dieser Beziehungsform. Beziehungsmodelle, die aus der Norm ausbrechen, stoßen nicht selten auf Ablehnung - das bekommt auch Svenja immer wieder im Netz in Form von Kommentaren zu spüren. Gefühle offen zu leben und dazu zu stehen, ist oft noch ein Tabu, auch wenn polyamore und offene Beziehungen ein immer größerer Teil unserer Lebensrealität werden. Immerhin 30 Prozent der Menschen in Deutschland können sich laut einer repräsentativen Erhebung von Statista vorstellen, sich in mehre Menschen gleichzeitig zu verlieben oder waren es tatsächlich schon.