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Josef Frank - Stil & Blüten

Info, Menschen • 23.11.2025 • 09:07 - 09:54 heute
 Die Villa Beer in Wien Hietzing gehört zu Franks wichtigsten Werken.
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 Josef Franks Stoffmuster werden bis heute vom schwedischen Designunternehmen „Svenkst Tenn“ weltweit verkauft.
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 Maria Welzig, Josef-Frank-Biografin.
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 Josef Frank baute 1913-1914 mit Oskar Strnad und Oskar Wlach das „Haus Scholl“ in Wien Währing.
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Originaltitel
Josef Frank - Stil & Blüten
Produktionsland
A
Produktionsdatum
2025
Info, Menschen
Seine Möbel sind zeitlos. Seine farbenfrohen, floralen Stoff- und Tapetendessins sind in aller Welt bekannte Designklassiker und werden heute noch in hoher Auflage produziert bzw. wurden vielfach plagiiert. Nur ihr Schöpfer ist hierzulande weitgehend dem Vergessen anheimgefallen. Zu Unrecht, wie Regisseur Rudolf Klingohr in seinem Film über Josef Frank bildgewaltig vor Augen führt. So zeitlos-modern die Textildesigns und rund 1.000 Möbelentwürfe des vor 140 Jahren in Baden bei Wien geborenen Vielbegabten geblieben sind, so wenig ist seine Bedeutung als Architekt zu unterschätzen. Mit einem seiner Hauptwerke, der Villa Beer im 13. Wiener Gemeindebezirk, die nach Jahren des Leerstands derzeit detailgetreu restauriert wird, schuf er eine architektonische Ikone der österreichischen Moderne. Auch hier blieb der Architekt seinem Bekenntnis zum Understatement treu: "Ein moderner Wohnraum ist kein Kunstwerk, er wirkt weder auffallend, noch effektvoll, noch aufregend. Er ist behaglich, ohne dass man sagen kann, warum." Frank verantwortete aber nicht nur Häuser für eine betuchte Klientel, sondern auch richtungsweisende Kommunalbauten, die ihn als großen Humanisten ausweisen. In die Architektur- und Designgeschichte eingegangen ist er als leidenschaftlicher Anti- Stilist, der Moden wie Normierung stets vehement ablehnte. Als Jude war Josef Frank 1933 in die Emigration gezwungen worden, in Stockholm fand er eine zweite Heimat, mit der Inneneinrichtungsmanufaktur Svenskt Tenn ging er eine Jahrzehnte währende Partnerschaft ein. Nach wie vor werden in Schweden unzählige Sofas, Sessel, Vitrinen oder Lampen nach seinen Originalentwürfen in Handarbeit gefertigt und quer über den Globus verschifft. Frank wird so sehr mit dem skandinavischen Land in Verbindung gebracht, weil heute zahlreiche Schwedische Botschaften und Residenzen in aller Welt mit seinen Möbeln eingerichtet sind – sinnbildhaft für schwedische Wohnlichkeit. Vermisst haben muss der Künstler seine Arbeit als Architekt, für die er im Exil keine Auftraggeber fand. Dabei hatte er ab den 1910er Jahren in Österreich – oft in Kooperation mit Oskar Wlach und Oskar Strnad – Wegweisendes geschaffen. Für den Industriellen Hugo Bunzl und dessen Frau Olga baute er einen Landsitz in der Nähe von Pernitz – kein repräsentativer Protzbau, sondern zurückgenommen und eher schon den Bedürfnissen von Selbstversorgern angepasst. Dort realisierte er auch eine Werkssiedlung und einen Kindergarten.